Für Berserker Unbound haben sich Jeff Lemire und Mike Deodato Jr. zusammengetan, um mit ihrem Barbarenkrieger unsere Gegenwart unsicher zu machen. Ob das gelingt und Conan einpacken kann, liest du in meiner Comic-Review.

Worum geht‘s?

“Der neue Comic von Jeff Lemire (»Black Hammer«) und Mike Deodato Jr. (»Thanos«)! Mit »Berserker Unbound« erfüllen sich zwei große Comickünstler unserer Zeit einen Herzenswunsch: Eine actiongeladene Miniserie in einem vollkommen neuen Universum, das ganz eigenen Regeln gehorcht!

Durch ein Wurmloch gelangt ein gnadenloser, schwertschwingender Barbarenkrieger in eine moderne Metropole. Zeit, um sich in der fremdartigen, gefährlichen Umgebung zu orientieren, bleibt ihm keine, denn schon bald muss er sich einem bösen Zauberer stellen, der alles daran setzt, den Krieger und diese neue Welt in den Abgrund zu reißen.

Magie, Action, Blut und Kampf, aber auch Herz, Freundschaft und unerwartete Wendungen – »Berserker Unbound« vereint alle erzählerischen Stärken von Jeff Lemire und wird von Mike Deodato in atemberaubende Bilder gefasst.

Beinhaltet alle vier Hefte von »Berserker Unbound« sowie exklusives Bonusmaterial!“. Quelle: Splitter Verlag

Wie Conan, oder nicht?

Die Story eines Barbaren der schwertschwingend gegen Zauberer, Monster und Krieger antritt, ist spätestens seit Conan nichts Neues in der Fantasy-Welt. Und so könnte der Barbarenkönig in Berserker Unbound auch seinen Namen tragen. Um sich dann aber doch vom großen Vorbild abzuheben, kommt das Setting ins Spiel. Hier fällt der Barbar von seiner Welt durch ein Wurmloch in unsere Zeit. Ahnungslos, wo er gelandet ist, findet ihn ein Obdachloser, der ihn kurzerhand mitnimmt. Der gelungene Kniff, dass sie nicht die gleiche Sprache sprechen, stärkt die Bindung der Beiden zueinander und hat immer mal wieder gut eingestreute Situationskomik zur Folge.

Generell gibt es für eine Barbaren-Geschichte ungewöhnlich viel für’s Herz. Das sonst so vorurteilsbehaftete Bild des „Voll auf die Fresse“-Muskelmanns weicht hier schnell auf und macht Platz für Charaktere, die einen mit ihren Schicksalsschlägen ans Herz wachsen.

Berserker Unbound Comic-Review, Splitter Verlag
Berserker Unbound, Splitter Verlag

Große Comic-Kunst auf jeder Seite

Direkt nach dem Aufschlagen begrüßt den Comic-Leser eine Zeichenkunst, die schlicht atemberaubend ist. In kleinen und großen Panels (teilweise auf Doppelseiten) wird hier eindrucksvoll gezeigt, was geht. So verweilte ich immer mal wieder für mehrere Minuten auf einer Seite, um all die Details zu erfassen. Häufig stehen die Bilder für sich und werden nicht durch Bubbles überlagert, was eine ruhige Atmosphäre zur Folge hat. Ich hatte nach dem ersten Durchlesen das Comic erneut durchgeblättert, um die Zeichnungen weiter auf mich wirken zu lassen.

Was mir negativ aufgestoßen ist: Häufig wird ein großes Bild in kleine Panels aufgeteilt. Das sollte wahrscheinlichen den künstlerisch Anspruch weiter nach oben treiben. Ich hätte allerdings gerne die komplette Zeichnung als Ganzes gesehen, anstatt sie gestückelt zu betrachten.

Berserker Unbound Comic-Review, Splitter Verlag
Berserker Unbound, Splitter Verlag

Barbaren-Meisterwerk Berserker Unbound?

Nach all den lobenden Worten könnte man davon ausgehen, dass Berserker Unbound ein Comic-Meisterwerk ist. Warum es das in meinen Augen nicht ist, sind die fehlenden Überraschungen und Wendungen der Geschichte. Hinzu kommt, dass die Gegenspieler samt Magier-Oberhaupt komplett blass bleiben und für mich nie wirklich Gefahr ausstrahlten. Und zu guter Letzt tröpfelt die Geschichte häufig vor sich hin, ohne dass etwas passiert. Erst zum Ende hin nimmt sie an Fahrt auf, um nach wenigen Seiten aber wieder kraft- und saftlos zu werden.

Berserker Unbound Comic-Review, Splitter Verlag
Berserker Unbound, Splitter Verlag

Persönlich ärgert mich das ein bisschen, denn ich spüre, dass viel mehr drin gewesen wäre. Die Auseinandersetzung eines Barbaren mit moderner Technik und wie diese nicht in sein Weltbild passt. Oder die Auseinandersetzung mit und das Lernen der verschiedenen Kulturen. Trotz der 136 Seiten wird hierauf leider gar nicht oder nur in groben Zügen eingegangen. Es scheint fast so, als ob der Fokus klar auf den Zeichnungen lag, um über die leider recht vorhersehbare und flache Story hinwegzutäuschen.