Als ich den ersten Trailer von „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ sah, wusste ich, dass ich den Film sehen muss. Ein Tagträumer, mit dem man sich identifizieren kann und der einfach sympathisch daher kommt.

Walter (Ben Stiller) führt nicht das spannendste Leben. Er lebt zurückgezogen und ist eher introvertiert. Für das Life-Magazin arbeitet er im Fotoarchiv. Seine heimliche Liebe und Arbeitskollegin Cheryl (Kristen Wiig) sieht er nur aus der Entfernung – Mut sie anzusprechen, hat er nicht. In verschiedensten Situationen flüchtet sich Walter in Tagträume, in denen er ein strahlender Held sein und das tun kann, was er sich im wahren Leben niemals wagen würde.
Sein Leben nimmt eine entscheidende Wendung, als das Life-Magazin verkauft und ein ominöses Foto mit der Nummer 25 von dem Fotografen Sean O’Connell (Sean Penn) das letzte Coverbild der Printausgabe sein soll. Blöd nur, dass sich genau dieses Foto nicht finden lässt. Also macht sich Walter auf, um Sean und damit das Foto zu finden. Eine aufregende Reise beginnt, die ihm die Augen für das wirklich Wahre öffnet.

01_WalterMitty_Poster_WaterDer Film lebt in erster Linie davon, dass man sich mit Walter von der ersten Minute an identifizieren kann. Man fühlt mit ihm, bangt, lacht oder freut sich, wenn er den Mut für den nächsten Schritt seiner Reise gefunden hat. Ein Mensch, wie du und ich. Genau das macht ihn so liebenswert.
Die Tagträume von Walter sind gerade bis zum ersten Drittel des Films präsent und klasse dargestellt. Wer hat sich zum Beispiel nicht schon mal gewünscht, dem Chef gehörig die Meinung nach einem dummen Spruch zu sagen? Wer wollte nicht schon mal jemanden retten, um als strahlender Held da zu stehen? Und die Sequenz, in der Walter zum Song „Major Tom“ zu einem betrunkenen Piloten in den Hubschrauber steigt, ist genial.
Neben den Tagträumen gibt es immer wieder diverse Lebensmottos, die an verschiedenen Stellen im Film dezent platziert werden und zum Nachdenken anregen sollen.
Besonders angetan habe es mir die Landschaftsaufnahmen. Im wahrsten Sinne des Wortes sind das wahre Augenöffner und stehen einem Herr der Ringe Landschaftspanorama in nichts nach. Unbewusst bekam ich Lust, nach dem Film meine Koffer zu packen und auch dorthin zu reisen. Das Alles wird von passender Musik aus einem wirklich grandiosen Soundtrack untermalt, der dadurch die im Film dargestellten Gefühle und Emotionen auf ein Maximum erhöht. Häufig genug hatte ich eine Gänsehaut, gefolgt von einem Lächeln.

Leider erleidet der Film etwa zur Mitte hin einen Erzählknick. Dinge, die vorher angesprochen wurden, werden plötzlich nicht weiter gesponnen. Beispielsweise stoppen ohne weitere Erklärung Walters Tagträume. Ein Reisetagebuch das er von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, füllt er nur in einer kurzen Szene. Danach ist Schluss.
Warum schenkt Walter beispielsweise das vollgeschriebene Reisetagebuch nach Rückkehr nicht Cheryl, die Ihn auf seiner Reise überallhin begleitet – wenn auch nur gedanklich? Warum wird nicht erklärt, weshalb er nicht mehr Träumen muss, um ein erfülltes Leben zu haben?
Das ist besonders schade, weil es alles wunderbare Erzählstränge gewesen sind und durch das Fallenlassen Potential verschenkt wurde. Dem Film mangelt es dadurch an einigen Stellen an Tiefgang.

Trotzdem ist es meiner Meinung nach genau der richtige Film, um das neue Jahr im Kino Willkommen zu heißen.
Es ist kein Actionstreifen und auch keine reinrassige Komödie. Es ist vielmehr eine Art Drama verbunden mit einem Road Movie.
Die fantastischen Landschaftsaufnahmen, tollen Charaktere und die Suche nach dem Fotografen zaubern ein aufs andere Mal ein Lächeln ins Gesicht. Und Ben Stiller? Den muss man sowie so einfach mögen!

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