„Ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben“. „Kämpfen, bis zum Umfallen“. „Heute schlägt das Herz Rot/Weiß“. Könnte locker aus einem Actionstreifen über Elitesoldaten vor einem überkrassharten Einsatz stammen. Dabei geht es doch nur um Fußball. Um nur ein Spiel. Aber es ist das finale Spiel der Champions League und ich oute mich an dieser Stelle öffentlich als Bayern München Fan.
Nicht Gelb/Schwarz, weil die ja aktuell auf der Erfolgsspur sind und urplötzlich (gefühlt) alle auf den total sympatischen Biene Maja Verein stehen.
Nein!
Weil ich seit klein auf in der Nähe von Mönchengladbach mit einem damaligen Commodore Trikot auf den Platz lief – umgeben von Fohlen, die mein Bonanza Fahrrad gerne mal in die tiefste Hecke neben dem Bolzplatz warfen. Weil ich Dieter Hoeneß mit seinem Turban-Verband auf dem Platz supercool fand, Kahn mir eindrucksvoll beibrachte, immer weiter zu machen und ich im Film „Frei: Gespielt“ über die letzte Saison von Mehment Scholl zufällig eine Statistenrolle fand.

Ich bin kein Fan, dem der Verein über alles geht. Weder laufe ich die ganze Zeit mit einem FCB-Trainingsanzug Richtung Kiosk, um mir Vitamalz und ein Eis zu kaufen. Noch trage ich ein viel zu enges Trikot über meiner Plautze. Ich kann sogar eingestehen, wenn „mein“ FCB verdient eine Niederlage kassiert hat. Wahrscheinlich bin ich mit dieser Einstellung ein Überfan, wenn ich mir im Vergleich dazu einige Häm-Kommentare von vermeidlichen Gewinnern anhöre. Letztendlich denke ich mir in solchen Momenten tatsächlich: „Es ist nur ein Spiel und nicht mein Leben“. Oder aber, ich bin mit so einem Denken gar kein richtiger Fan.
Was nicht heißt, dass ich völlig emotions- und regungslos Fußballspiele vor dem Fernseher oder im Stadion betrachte. Im Gegenteil! Ich denke, ich bin beim Mitfiebern eines Spiels lauter als beim Sex. Also bin ich wohl doch ein richtiger Fan…

So oder so: ich freue mich riesig auf das heutige Champions League Finale! Das Finale, das in der Allianzarena bestritten wird. Vom FC Bayern gegen den „Ich bin Milliardär und kaufe mir einen Verein“. Wenn ich bereits Stunden vor dem großen Spiel unter Adrenalin stehe, als ob ich gleich durch brennende Reifen oder ohne Fallschirm aus dem Flugzeug springen werde. Wenn ich zwischen „WOOOOOOOOW!“, „ZIEH AB!“ und hoffentlich „FC BAYERN: EINS – Chelsea: NUUULL“ der Nachbarschaft abermals zeige, dass ich FCB-Fan bin. Und das mitten im hohen Norden. Aber so lange keine Beschwerden kommen…
Während des Spiels werde ich gefühlte 5 Kilo verlieren. Durch Anfeuerung, Schimpftiraden inklusive Rumhüpfen und durch das Zimmer tigern, noch mehr Anfeuerungen und akuter Hibbeligkeit. Diese müssen dann umgehend mit Cola und Chips (wenn es denn mein Zahn dank Wurzelbehandlung zulässt) kompensiert werden. Schließlich will man nicht vom Fleisch fallen!

Mindestens 90 Minuten. Mindestens 90 Minuten in denen ich dann vergessen werde, dass es nur ein Spiel ist. Das hoffentlich ganz im Sinne des deutschen Rekordmeisters ausgeht. Und ja: auch ganz im Sinne des deutschen Fußballprestiges! (selbst, wenn das einige nicht glauben mögen)

Auf gehts, Jungs!