Mit Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers ist das Finale der neuesten Trilogie rund um Rey, Kylo Ren, Finn und Poe Dameron in den Kinos angekommen. Ob es sich lohnt, erneut das Lichtschwert zu schwenken, liest du in meiner spoilerfreien Filmkritik.

Worum geht’s?

„42 Jahre Star Wars Saga erreichen dieses Jahr ihren Höhepunkt: J.J. Abrams, der 2015 mit Star Wars: Das Erwachen der Macht den sagenhaft erfolgreichen Grundstein für die letzte Trilogie gelegt hat, wird die legendäre Saga im Dezember mit Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers zu einem epischen Ende führen.“ (Quelle: Disney Pictures)

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers, Disney Pictures

Star Wars: Das ist oder war für viele ja so etwas wie der heilige Gral der Science Fiction.
Der Kampf Gut gegen Böse, Rebellen gegen Imperium, Luke Skywalker gegen Darth Vader fasziniert bereits seit 1977 Generationen von Menschen. Epos, Saga, Legende – so viele Begriffe die diese großartige Geschichte beschreiben wollen, aber keiner, der es zu 100 Prozent trifft. Star Wars ist einzigartig.

Als 2015 mit „Das Erwachen der Macht“ der erste Teil einer neuen Trilogie in die Kinos kam, war der Star Wars-Hype wieder da.

War dieser Teil noch ganz Ok, steht die Fortsetzung „Die letzten Jedi“ sehr weit unten in meinem persönlichen Ranking. Warum? Weil dieser Film einfach nur belanglos ist und von Marketing-Menschen bis auf den letzten Tropfen ausgepresst wurde.

Mit „Der Aufstieg Skywalkers“ soll nun alles wieder besser werden und die Fans in einem großen Finale versöhnen – und einige, wichtige Fragen klären.
Zum Beispiel, welche Vergangenheit Rey hat, in welchem Verhältnis sie zu Kylo Ren steht, was mit dem Imperator Palpatine ist, dessen Lachen wir in einem der letzten Trailer hören konnten und ob es die übrig gebliebenen Rebellen schaffen, gegen die neue Ordnung zu bestehen.

Für diese Mammutaufgabe hat man sich erneut die Dienste von J.J. Abrams gesichert, der bereits für „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ verantwortlich war.

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers, Disney Pictures

Neue alte Helden

Rey, Kylo, Finn und Poe: Alle sind sie wieder da. Selbstverständlich darf auch C-3PO oder Chewbacca aus der alten Riege nicht fehlen.
Auch (der alte) Lando Calrissian (Billy Dee Williams) ist hier wieder mit dabei.

Carrie Fisher aka Prinzession Leia, die leider 2016 verstarb und deshalb nicht mehr in die Dreharbeiten des neuesten Teils involviert war, wurde mit alten Aufnahmen clever in „Der Aufstieg Skywalkers“ integriert. Es wirkt einigermaßen organisch, wie die Macher den tragischen Tod von Carrie Fisher in die Story implementiert haben.

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers, Disney Pictures

Technik satt

Star Wars stand neben einer märchenhaften Geschichte auch immer für neueste Technik auf dem Stand der jeweiligen Zeit. So verwundert es nicht, dass Disney hier alle Register zieht und dem Auge ein ums andere Mal Special Effects zeigt, die eindrucksvoll und zum Teil echte Augenöffner sind.
Wenn z. B. zig hundert Sternenzerstörer auf der Leinwand zu sehen sind, hat das schon was von Oha-Moment.
Doch leider grätschen dann auch Sequenzen dazwischen, in denen Rebellen auf einem Sternenzerstörer landen, um anschließend auf Pferden (wer in aller Welt hat sich so einen Schwachsinn einfallen lassen?) zum Angriff zu blasen.

Der 3D-Effekt ist komplett zu vernachlässigen und ehrlich gesagt nur ein weiteres Beispiel dafür, dass es diese Technik einfach nicht braucht – höchsten, um den Zuschauern ein paar Euros mehr aus der Tasche zu ziehen.
Abseits davon sind die im Computer generierten Effekte allesamt großes Kino und eines Star Wars-Films würdig.

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers, Disney Pictures

Musik auf Mute

Genau so, wie es an jeder Ecke Special Effects setzt, finden die Ohren über die gesamte Filmlaufzeit keine Ruhe. Immer wieder setzten alte und neue Star Wars-Stücke ein und ich bin zum ersten Mal geneigt zu sagen:
Das war mehr als nur ein wenig zu viel des Guten.

Ich hatte fast den Eindruck, dass durch die Musik darüber hinweggetäuscht werden soll, dass manches Geschehen auf der Leinwand eher belanglos und fast schon ein bisschen langweilig ist.
Häufiger wirkt das sehr aufdringlich und nicht harmonisch.
Action-Szenen, die komplett ohne Musik auskommen, um so dem Geschehen mehr Raum und Intensität zu geben, waren bei Star Wars aber eh schon immer Mangelware.
Aber hier wirkt der musikalische Part, als ob sich die Macher sagten: „Haut Musik drauf! Der Fans wird dann schon zufrieden sein“.

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers, Disney Pictures

Familienbande

Die alles entscheidende Frage seit „Das Erwachen der Macht“ ist:
Was für eine Vergangenheit hat Rey, die ohne Nachnamen im Universum unterwegs ist?
Und wo wir schon dabei sind: In welcher Verbindung steht Rey zu Kylo Ren?

Keine Sorge! Ich werde dir nicht sagen, wer Reys Eltern sind und welche Rolle Kylo Ren dabei einnimmt.
Nur soviel: Es werden Antworten geliefert!

Diese sind auch soweit in Ordnung und plausibel.
Was die Antwort rund um Rey allerdings nicht hat (soviel sei verraten), ist dieser epische „‚Ich bin dein Vater‘ Kinnlade nach unten“-Effekt aus „Das Imperium schlägt zurück“.
Hier nimmt man es eher zur Kenntnis und verbucht es unter „Hätten wir das auch geklärt“.

Anspielungen ohne Ende

Was mir in „Der Aufstieg Skywalkers“ besonders aufgefallen ist, dass zwar alte Fragen endlich geklärt und aufgelöst werden, gleichzeitig allerdings zig neue in meinem Kopf aufploppen.
Da spielen urplötzlich Charaktere mit, wo ich mich frage, was es denn eigentlich mit denen auf sich hat.
Unter anderem ist da ein Typ dabei, den man aus einem anderen Epos kennt (mehr möchte ich nicht verraten) und ich mich fragte: Was hat er eigentlich für eine Rolle inne, weshalb er immer wieder Screentime bekommt?
Oder diese Anspielung am Ende rund um Lando Calrissian und eine andere Person.
Oder aber die Andeutung eines Spions, welche dann aber innerhalb von 10 Minuten komplett emotionslos abgehandelt wird?

Und dann ist da noch Finn, der zig Mal Rey etwas sagen will, es dann aber doch nicht tut. Was es sein könnte? Keine Ahnung – es wird auch nicht aufgeklärt.

Weitere Beispiele:
Was sind das für rote Sturmtruppler?
Was ist das eigentlich genau für eine düstere Gang rund um Kylo Ren?
Wer ist diese Zorrii?
Keine Ahnung! Es wird innerhalb eines Satzes kurz aufgenommen, um dann direkt wieder fallen gelassen zu werden.
Es scheint fast so, als ob man hier auf Masse statt Klasse gesetzt hätte. Nötig wäre das nicht gewesen.

Aus Spoiler-Gründen möchte ich nicht auf noch mehr eingehen. Aber es gibt weitere Anspielungen in der Story, Logikfehler und störende Dinge, die mich mehr oder weniger irritiert und unbefriedigt im Kinosessel zurückgelassen haben.

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers, Disney Pictures

Ein Fest für neue Fans

Keine Frage: Es ist praktisch unmöglich, die alten und jungen Star Wars-Fans unter einen Hut bekommen.
Die Zeiten, in denen die Eltern ihren Kindern Star Wars samt Begeisterung dafür durch die alten Filme wie ein Erbstück vermachten, sind spätestens mit den neuesten Teile dahin.
Alte Fäden werden gekappt, neue geknüpft. Und das ist durchaus nachvollziehbar und in Ordnung. Schließlich muss man auch in Star Wars mit der Zeit gehen.
Und so wird insbesondere der neueste Teil genau diese junge Zielgruppe begeistern.

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers, Disney Pictures

Die Suche nach der kindlichen Begeisterung

Andersrum gibt es da aber auch noch die große Masse an alten Fans, die mit Star Wars groß geworden sind. Die damals, wie ich, die Geschichten mit den Kenner-Spielzeugen nachspielten und sich in der Schule über die Abenteuer von Luke & Co. ausgiebig unterhielten.
Um dieses Nostalgie-Feeling immer mal wieder aufblühen zu lassen, wurden auch hier wieder Charaktere und Anspielungen der alten Teile mit aufgenommen. Das ist gut gemacht und sorgt für den ein oder anderen Hacher.

Aber:
Ich lese seit Tagen im Internet die Argumentation, dass man den Film doch mit kindlicher Begeisterung sehen sollte, wie damals die alten Teile.

Das ist total einfach gesagt, aber in der Umsetzung schlichtweg nicht mehr möglich.
Denn seitdem ich als kleiner Junge zum ersten Mal „Eine neue Hoffnung“ sah, sind Jahrzehnte vergangen. Zeit, in der ich jede Menge weitere Filme sah, und cineastische Erfahrungen machte – positive und negative.
Da kann ich nicht, egal wie sehr ich das vielleicht manchmal möchte, auf Knopfdruck sagen: „Und jetzt gucke ich den neuesten Teil mit genau der gleichen kindlichen Begeisterung und Naivität, wie vor über 30 Jahren“.
Das funktioniert einfach nicht!

Ich habe mittlerweile ganz andere Ansprüche an Filme, als damals als kleiner Junge. Und mit diesen Ansprüchen muss ich sagen, dass sowohl „Das Erwachen der Macht“, „Die letzten Jedi“ und nun auch „Der Aufstieg Skywalkers“ für mich zwar handwerklich gute Action- und Science Fiction-Filme sind, aber letztendlich inhaltlich einfach nur die alten Teile mit den Charakteren mehr schlecht als recht kopieren.

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers, Disney Pictures

Bitte mehr Mut

Nochmals: Die Herausforderung, alte und neue Fans gleichermaßen für einen Film zu begeistern, ist praktisch nicht zu 100 Prozent hinzubekommen. Und Recht machen kann man es eh nie allen.
Ganz besonders, wenn Star Wars im Titel vorkommt.
Trotzdem hätte ich mir nicht nur für „Der Aufstieg Skywalkers“ deutlich mehr Mut von den Machern gewünscht.

Für mich macht es keinen Sinn, alten Helden wie z. B. Han Solos ein Ende zu bereiten, wenn man dann neue erschafft, die die alten praktisch mehr oder weniger 1:1 kopieren. Hier sei Poe Dameron genannt, der charakterlich der junge Han Solo ist. Oder Finn, der an den weichen Luke erinnert.

So wirkt die neue Star War-Trilogie wie eine Art straff gespanntes Sicherheitsnetz: Bloß nicht zu radikal. Aber auch nicht nur auf alten Wegen wandeln.

Da wäre soviel mehr drin gewesen!
Und wenn es geheißen hätte, dass zwischen den Geschehnissen aus „Der letzte Jedi-Ritter“ und „Das Erwachen der Macht“ mehrere hundert Jahre gelegen hätten.

Die zwei Fanlager

Über die 142 Minuten fühlte ich mich besonders während diverser Action-Sequenzen gut unterhalten, schämte mich ein bisschen Fremd (unter anderem bei Pferden auf der Außenhülle eines Sternenzerstörers) und gelangweilt (z. B. über die sich dauernd mysteriösen Anspielungen rund um Reys-Vergangenheit).

Das hörbare Publikums-Feedback ging während des Abspanns von „Geiler Film“ (besonders bei jüngeren Zuschauern) bis hin zu „So ein Scheiß!“ (aus der älteren Zuschauerecke).

Allen kann man es halt nicht recht machen …

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers
Kino-Release DE19.12.2019
Filmlänge142 Minuten
FSK12
DarstellerDaisy Ridley, Adam Driver, John Boyega, Oscar Isaac, Kelly Marie Tran, Joonas Suotamo, Naomi Ackie, Anthony Daniels, Billy Dee Williams, Keri Russell, Lupita Nyong’o, Domhnall Gleeson, Billie Lourd
RegieJ.J. Abrams
FilmverleihDisney Pictures

Überblick der Rezensionen
Meine Wertung
Vorheriger ArtikelJumanji: The next Level in der Filmkritik
Nächster ArtikelHeldenchaos macht Schluss! … für 2019
Patrick
Internet-Wellenreiter, Podcast-DJ, Blog-Tipper, Kino-Gänger, Hörspiel-Verschlinger, Schokopudding-Killer.
star-wars-der-aufstieg-skywalkers-filmkritikStar Wars: Die Aufstieg Skywalkers verwöhnt das Auge mit großen Raumschlachten, Lichtschwert-Duellen in epischen Schauplätzen und liefert Antworten auf die größten Fragen der neuen Trilogie. Das ist handwerklich alles gut bis sehr gut gemacht. Man könnte auch sagen: Job erledigt! Was mir aber fehlt, ist dieses spürbare mehr an Herz, Leidenschaft und Mut. Für mich ist der letzte Teil dieser neuen Star Wars-Saga zwar ein guter Action- und Science Fiction Film, aber auch nicht mehr.